Hersteller: | MB |
Model | Vectrex / HP-3000 |
gebaut ab: | Januar 1982 |
gebaut bis: | 1984 |
Prozessor | Motorola 68A09 Mikroprozessor, urspruenglich geplant war 6502 |
Mhz: | 1,6 |
RAM: | 1 KB |
ROM: | 2 KB (8 KB mit eingebautes Spiel Minestorm) |
Datentraeger: | Module bis 12 KB (ein Spiel im ROM eingebaut: Minestorm) |
Bildschirm: | eingebauter Vectorbildschirm von Samsung, 9x11" Diagonale |
Farben: | s/w, durch die Verwenden von Overlayfolien, die bei den Spielen dabei waren wurde Farbe in's Spiel gebracht |
Sound: | 3 Kanal, mono, AY-3-8912 Soundchip von General Instruments, Lautsprecher eingebaut |
Schnittstellen: | Molul-Schacht, 2 Joystick-Ports (auch fuer 3D-Brille oder Lightpen) |
Joypad: | bis zu 2, analog, 4 Feuertasten |
Wurde verkauft in: | weltweit |
Verkaufspreis: | 400-500,- DM |
Besonderheiten: | einzige Konsole mit Vectorbildschirm |
Zubehoer: | 3D-Brille, Lightpen, 2. Joypad |
Gewicht: | 7,8 KG |
eigenes Gerät erhalten: | Kleinanzeige |
Das Dark-Tower EPROM mit Anleitung
Vor nun mehr als 10 Jahren fand in den USA und Europa der erste große Boom der Videospiele statt -- man kann von der Gründerzeit des Heimvideospieles sprechen. In Deutschland erreichte der Boom seinen Höhepunkt um 1982, doch nur wenig später wurde er durch das Aufkommen der Heimcomputer abrupt gestoppt. Zu diesem Zeitpunkt, als das Interesse der Videospieler schon deutlich in Richtung der Heimcomputer umschwang, kam der Vectrex auf den Markt. Er sollte als das aufwendigste und interessanteste Videospielsystem der damaligen Zeit in die Videospiele Geschichte eingehen. Seine herausragenden Features und sein außergewöhnliches Zubehör machen den Vectrex auch heute noch zu etwas besonderem, auch wenn er seit 1984 nicht mehr verkauft wird.
Die Spielhalle für ZuhauseDie Anfang der Achtziger Jahre populären Spielhallenautomaten waren das Vorbild für den Vectrex: In den Vectrex war, im Gegensatz zu allen anderen Spielkonsolen, die damals auf dem Markt waren, ein Bildschirm integriert - und was für einer. Es handelte sich um einen waschechten Vektorgrafikbildschirm, wie er auch in Ataris Spielhallenklassiker Asteroids vorhanden ist. Aus Kostengründen war dieser Bildschirm jedoch nur schwarzweiß. Dieses Manko konnte man aber mit den mehrfarbig bedruckten Folien ausgleichen, die jedem Spiel beilagen und über den Bildschirm geklemmt wurden. Weiterhin war der Vectrex mit einem abnehmbaren Controller versehen, der die -- für die damalige Zeit -- sensationelle Anzahl von vier Action Buttons besaß. In den Controller war ein analoger Joystick eingebaut, der ein genaues Manövrieren ermöglichte. Der Vectrex war also ein komplettes und kompaktes Videospielsystem und besaß sogar einen Griff zum Tragen. Damit war er das erste portable Videospielgerät, wenn auch ein recht großes. Damit man nun überall wohin man ihn mitnahm, sofort mit Spielen loslegen konnte, war im Gerät bereits ein Spiel eingebaut: Mine Storm, ein brillianter Asteroids Clone. Für uns heute unverständlich, wurde das Vorhandensein eines eingebauten Spiels damals als eine Sensation angepriesen - dies lag wohl an den hohen Einzelpreisen von bis zu 150 Mark, selbst für einfache Spielmodule. Auch die weiteren Features des Vectrex konnten sich sehen lassen: Der Sound stellte mit seinen drei Kanälen "analoger" Synthesizerklänge alles bislang Dagewesene in den Schatten. Die Spiele, auf Steckmodulen von 4 und 8 Kb Kapazität, waren aufgrund der hohen Rechenleistung des eingesetzten 6809 Prozessors von Motorola und wegen des Vektorgrafikprinzips sehr dynamisch spielbar. Es war eben Spielhallenstandard. Die SoftwareAuch von der Softwareseite her verwöhnte der Vectrex den leidenschaftlichen Videospieler: Viele der Titel waren direkte Umsetzungen von damals bekannten Spielhallenspielen, wie zum Beispiel Scramble (Konami), Berzerk (Stern) und Armor Attack (Cinematronics). Der Großteil waren Konvertierungen von Vektorgrafikautomaten der Firma Cinematronics, die ab Mitte der 70'er in den Arkaden aufgestellt waren. Andere Vectrex Spiele waren zwar nur Clones von beliebten Automatenklassikern, aber mindesten so gut wie ihre Vorbilder: Clean Sweep beispielsweise orientierte sich an Ataris Pac Man, Mine Storm an Asteroids. Aber auch einige neue Ideen wurden von den fleißigen Vectrex Programmieren umgesetzt: Für den Vectrex gab es das erste Spiel mit Sprachausgabe (Spike) sowie Spiele mit räumlichen Pseudo 3D Effekt, die auf den anderen Konsolen aufgrund ihres Pixelgrafikprinzips nicht realisierbar waren. Hierzu gehörte beispielsweise Star Trek, ein Spiel, bei dem der Spieler in die Rollen von Captain Kirk und seine Manschaft schlüpft und Raumsektoren von Klingonenschiffen säubert. Alle Spiele für den Vectrex hatten aber eines gemeinsam: Ihre Dynamik und Schnelligkeit, welche die echten Spielhallensymptome hervorrief: Schweißausbrüche und Panik in haarigen Situationen, Frust und Flüche, wenn man wieder ein Leben verloren hatte. Offiziell erschienen in der Zeit von Juni 1982 bis März 1984 insgesamt 25 Spiele und drei Nichtspielprogramme. Der größte Teil der Spiele waren Shoot'em Ups, aus anderen Sparten gab es nur eine relativ geringe Anzahl. Das ZubehörUm 1983 auf dem heiß umkämpften Videospielemarkt bestehen zu können, mußte man den Kunden schon einiges bieten. Eine wichtige Rolle spielte hierbei immer das spezielle Zubehör für das System. Auch in diesem Bereich trumpfte der Vectrex groß auf: An den Vectrex konnte man nicht nur einen zweiten Controller anschließen, er war auch das einzige System, für das ein Lichtgriffel, der "Artmasters Lightpen", erhältlich war. Was heute die Maus darstellt, war vor zehn Jahren der Lichtgriffel: Mit ihm konnte man auf dem Vectrex Bildschirm zeichnen. Hierzu bewegte man ihn wie einen Zeichenstift über den Bildschirm und konnte dabei Punkte setzen, Linien ziehen und mehr. Es war aber auch möglich, mit ihm Animationen zu erstellen oder Musikstücke komponieren. Die wenigen für den Lichtgriffel zur verfügung stehenden Programme besaßen allerdings recht eingeschränkte Möglichkeiten -- vergleicht man sie mit dem Funktionsumfang von heutigen Programmen dieser Sorte (z.B. Super Mario Paint). Das jedoch sensationellste Zubehörteil für den Vectrex war der "3D Imager". Es handelte sich hierbei um eine Brille, mit der echte dreidimensionale Grafik auf dem Vectrex möglich wurde. Diese Brille funktionierte nach einem für heutige Verhältnisse sehr kuriosen Prinzip -- nämlich elektromechanisch. Sie bestand aus einem Bügel mit Plexiglasscheiben, der mit einem elastischen Band am Kopf festgeschnallt wurde. Hinter den Scheiben saß ein Elektromotor, auf dem sich eine Scheibe mit einem großen schwarzen Segment und mehreren (zumeist drei) kleineren farbigenSegmenten drehte. Der Vectrex wurde währenddessen durch die jeweilige Stellung der Scheibe darüber informiert, ob ob eibnes der Augen durch das schwarze Segment verdeckt wurde, und welches der farbigen Segmente sich vor dem anderen Auge befand. Je nachdem erzeugte der Vectrex dann ein entsprechendes Bild für das jeweilige Auge und die jewei lige Farbe. Das Ergebnis war nicht nur eine räumliche Sicht des Spielgeschehens, sondern auch eine Darstellung mit mehreren verschiedenen Farben (quasi-) gleichzeitig, da ja mehrere farbige Segmente vorhanden waren. Die GeschichteAnfang der 80'er Jahre wurde der Videospielemarkt noch nicht von den Japanern beherrscht. Wie die meisten Videospielprodukte von damals, hatte auch der Vectrex seinen Ursprung in den USA: Seine Geschichte begann Ende der 1980 bei Western Technologies, einer kalifornischen Forschungs und Entwicklungsfirma auf dem Spielesektor, die auch heute noch mit dem Spiel X-Men und dem "Menacer" Bildschirmgewehr für Segas Mega Drive erfolgreich ist. Jay Smith, der Firmenchef und seine talentierten Mitarbeiter hatten damals die Idee zu einem kleinen, auf Vertorgrafik basierendem Tischgerät mit einer 5 Zoll Bildröhre, das sie "Mini Arcade" nannten. Dieses Gerät sollte zwar noch anders aussehen als das Vectrex, war ihm aber von der Funktionsweise her bereits sehr ähnlich. Im Frühjahr 1981 wurde diese Idee der Firma Kenner angeboten, bekannt durch ihre Spielzeugpuppen und -figuren zu "Star Wars" und "Batman". Kenner lehnte jedoch den Vertrieb im Juli desselben Jahres ab. Im Spätsommer 1981 fand sich dann endlich ein Lizenznehmer für das Verctrex Konzept: Es war der Chef von GCE (General Consumers Electronics), Ed Krakauer, der das große Potential des Vectrex Systems erkannte. GCE war begeistert von den Eigenschaften des Vectrex, verlangte aber, daß der Bildschirm auf 9 Zoll vergrößert werden sollte, um die Attraktivität noch zu erhöhen. In den darauffolgenden Monaten wurde bei Western Technologies hart gearbeitet: Der Zeitplan sah vor, daß die Hardware zusammen mit den ersten zwölf Spielen bis spätestens Juni 1982 fertiggestellt sein sollte. John Ross, der Hardware Entwickler, die Programmierer des System ROM's (Gerry Karr und John Hall) und die Autoren der ersten drei Spiele hatten hierbei besonders viel zu tun: Problematisch war für die Programmierer Paul Newell, Mark Indictor und John Hall, daß sich zu Beginn der Entwicklung die Hardware dauernd änderte. So war es anfangs statt des letztendlich verwendeten 6809 Prozessors ein 6502 vorgesehen (derselbe Prozessor wie im NES und Lynx), der sich allerdings als zu langsam herausstellte. Alten Widrigkeiten zum Trotz aber konnte der Vectrex auf der Sommer CES in Chicago im Juni 1982 zum ersten Male der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Massenproduktion begann im Spätsommer 1982 und GCE sorgte dafür, daß die Geräte rechtzeitig zu Weihnachten 1982 auf dem Gabentisch stehen konnten. Der Einführungspreis lag bei rund 200 Dollar. Das Medienecho war sehr positiv: Scramble beispielsweise erhielt im Januar 1983 in der wichtigsten amerikanischen Spielezeitschrift "Electronic Games" den begehrten "Arcade Award" für das beste "Mini Arcade" Spiel verliehen, einer Kategorie, die eigens für den Vectrex eingerichtet worden war. Auch in allen anderen Zeitschriften wurde der Vectrex begeistert aufgenommen, er wurde als der "King of the Stand-Alones" bezeichnet. Sogar der Playboy nannte ihn "schnell, herausfordernd und stimulierend". 1983 war das große Jahr des Vectrex: Bei Wetern Technologies und GCE wurden viele Spiele programmiert und man werkelte an interessantem Zubehör. Zeitweise waren über 30 Personen am Vectrex Projekt beteiligt. GCE stellte auch einige der Programmierer, die vorher direkt für Western Technologies gearbeitet hatten, bei sich ein. Einer von ihnen, Mark Indictor, der Autor von Star Trek, Spinball, Polar Rescue und anderen Programmen, konnte mit seiner Familie in die Berge in der Nähe von Los Angeles ziehen und inmitten eines Pinienwaldes in einer Hütte Spiele programmieren. Es entstanden im Laufe jenes Jahres auch noch der Lightpen und die 3D Brille. Sogar an einer Farbversion des Vectrex und einem Computer Keyboard mit BASIC Modul wurde gearbeitet, zur Serienreife gelangte allerdings keins von beiden. Im Frühjahr 1983 wurde GCE von MB (Milton Bradley), bekannt durch Brett- und Gesellschaftsspiele, übernommen. Im Zuge dessen gelangte der Vectrex im Sommer jenen Jahres endlich nach Deutschland und das übrige Westeuropa. Zugleich erschienen hier alle bis dahin in den USA vorhandenen Spiele, als Zubehör war anfangs jedoch nur der zweite Controller erhältlich. Leider war dem Vectrex zu diesem späten Zeitpunkt bei uns kein durchschlagender Erfolg mehr beschieden -- trotz seiner von allen Seiten gelobten Fähigkeiten: Der Markt war fest im Griff des (damaligen) Videospielgiganten Atari mit seinem VCS 2600. Mattels Intellivision und das CBS Colecovision waren bereits etabliert. Der wichtigste Grund aber war die Invasion der Homecomputer -- bei uns insbesondere der VC20 und C64 von Commodore, die auch auf dem Videospielesektor für gewaltige Veränderungen sorgten. Auf den technisch vielen Videospielen überlegenen Homecomputern gab es nicht nur qualitativ hochwertige Spiele (die auf dem Schulhof "getauscht" werden konnten). Auch die Möglichkeit, selbst (Spiel-) Programme schreiben zu können, war damal "in". So war es dann auch kein Wunder, daß der Vectrex trotz massiver Werbekampagnen seitens MB während des Weihnachtsgeschäfts 1983 weder in den USA noch in Europa einen ermutigenden Erfolg verbuchen konnte. Der Vectrex war zwar nicht das einzige vom Homecomputer Syndrom betroffene Videospielsystem, doch eine solche Schlappe kurz nach einer Markteinführung konnte nichts gutes verheißen. Im Frühjahr 1984 wurden zwar noch die aktuellsten Spiele (Pole Position, Polar Rescue, Star Castle) und der Lichtgriffel mit seinen Programmen auf der Nürnberger Spielwarenmesse gezeigt. Der 3D Imager, in den USA auf der Winter CES '84 in Las Vegas vorgestellt und in Deutschland bereits in Prospekten von MB angekündigt, schaffte den Sprung über den Atlantik nicht mehr. Das Ende des VectrexIm Zuge des Aufkaufs von MB durch Hasbro Inc., eine der wichtigsten Gesellschaften auf dem amerikanischen Spielzeugmarkt, wurde die Produktion des Vectrex Anfang 1984 langsam eingestellt. Mitte März 1984 kam dann die Hiobsbotschaft von MB Deutschland in Fürth, daß der Verkauf des Vectrex zum 31. März beendet würde. Der Rest war ein trauriges Kapitel von Ramschverkäufen, vornehmlich in den Warenhäusern der Metro Kette. Ein unwürdiger Tod für einen solchen Videospiel Veteranen. Western Technologies versuchte allerdings 1988 den Vectrex wieder auferstehen zu lassen -- als Handheld. Er sollte mit einer flachen Bildröhre von Sinclair ausgerüstet werden, die wenig Strom verbrauchte und einen schnellen Bildaufbau ermöglichen sollte. Leider wurde diese Idee wieder aufgegeben,als sich der überwältigende Erfolg von Nintendos Game Boy abzeichnete. Auch heute noch gibt es in den USA und Europa eine kleine, aber wackere Schar von aktiven Vectrex Fans, die sich die Erinnerung an die "guten alten Tage der Videospiele" warmhalten und in reger Kommunikation stehen. Nicht zuletzt die außergewöhnliche Vektorgrafik des Vectrex lädt auch heute noch, im Zeitalter der 16 Bit Konsolen und der Megabit Spiele, zu unterhaltsamen Videospielen ein. Also dann, herzlichen Glückwunsch zum zehnjährigen Jubiläum, Vectrex. |