Commodore C65 Prototyp

Hersteller: Commodore
Model: C 65 (Prototyp)
gebaut ab: ? (nie offiziell verkauft)
gebaut bis: -
Prozessor: CSG65CE02
Mhz: 3,54
Co-Prozessor: -
RAM: 128 KB, erweiterbar auf 8 MB
ROM: 128 KB
Betriebssystem: Basic v10.0 + Basic v2.2 im ROM
Grafikaufloesung: Grafik: 320x200 bis 1280x400 (interlaced), Text: 80x25
Farben: 4096
Sound: 3 Kanal, stereo
Schnittstellen: seriell, RGB, Video, HF, Userport, 2x Joystick, UART, DMA/BLITTER
Tastatur: Schreibmaschine, 77 Tasten, QWERTY
eingebaute Laufwerke: 3,5" Floppy 1 MB (1581-Format)
Besonderheiten: Prototype, nie offiziell erschienen, bei Lagerschliessung abverkauft
Zubehoer: -
Wurde verkauft in: -
Einfuehrungspreis: (666,- DM)
Verkaufszahlen: Angaben schwanken, ca. 250 Stueck
eigenes Geraet erhalten: -









Hier noch mehr Bilder zum anklicken:




vorne

hinten

links

rechts


Floppy

Ports

Typenschild

Tastaturtyp.


Board (1024x768)

Chips


Workbench-Demo

DeluxePaint-Demo

Grafik-Demo


Die C65 Story



Erste Gerüchte

Die ersten Ankündigungen seitens Commodore über einen Nachfolger des erfolgreichsten Heimocmputers aller Zeiten, den C64, kamen im Januar 1988 vom Commodore-Pressesprecher Gerold Hahn. Das Projekt wurde jedoch im Februar schon wieder gestoppt. Erst im Fruehling 1989 offenbarte Commodore-Boss Irving Gould in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung die wiederaufgenommenen Pläne, einen Computer mit der Leistung zwischen C64 und Amiga 500 zu bauen. Zu diesem Zeitpunkt war der Amiga500 bereits mehr als ein Jahr auf dem Markt. Dies war der eigentliche Start fuer die Entwicklung des C65, wie er allerdings erst einige Zeit später benannt wurde. Zum damaligen Zeitpunkt waren noch Bezeichnungen wie C64D, C90 und C65 im Gespräch.

Andere C64-Nachfolger

In vorigen Jahren hatte Commodore schon mehrere mehr oder weniger erfolgreiche Versuche unternommen, einen C64-Nachfolger anzubieten. Der C264 und C364 wurden bereits 1985 auf der CES in Las Vegas vorgestellt. Der C264 erschien wenig spaeter als Commodore Plus/4. Jedoch wurde er aufgrund eines zu geringen Softwareangebotes, und seiner nicht vorhandenen Kompatibilität zum C64 zu einem Flop. Der C364 kam niemals auf den Markt. Der Commdore 128 war schon ein gelungenerer Versuch, einen C64-Nachfolger zu präsentieren. Der 1985 veröffentlichte C128 beinhaltete drei Computer in einem, den C128 mit besserem Basic und etwas besserer Grafik als der C64, ein CP/M Rechner und, was vermutlich der wichtigste war, einen C64. Allerdings erlangte der C128 trotzdem bei weitem nicht die Verkaufzahlen des C64. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, daß das CP/M-Betriebssystem zu dem Zeitpunkt bereits veraltet war. Und fuer den 128er-Modus gab es zu wenig Software. Warum also einen teureren C128 kaufen, wenn mann sowiso nur den 64er-Modus nutzt.

Die Planung

Im Juli 1989 beraumte Commodore eine geheimgehaltene Sitzung in London ein. Teilnehmer waren unter andrem der damalige Commodore-Boss Irving Gould, der General-Manager fuer Nordeuropa Christian Andersen und der Geschäftsführer für Deutschland, Winfried Hoffmann. Thema dieser Sitzung war der Nachfolger des C64. Nach zähen Diskussionen und Verhandlungen waren die Manager einig: Der C64-Nachfolger kommt!

Zu diesem Zeitpunkt war folgende Ausstattung des Rechners geplant:
- 256 Farben gleichzeitig darstellbar bei einer Auflösung von 320x200
- 80 Zeichen-Textmodus
- Stereo-Sound
- 128 KB RAM (erweiterbar bis 1 MB)
- eingebautes bootfähiges 3,5" Diskettenlaufwerk mit 880 KB Kapazität
- 100% C64-Kompatibilität einschließlich aller Anschlüsse

Die Darstellung von 256 Farben bei 320x200 Pixel war einem damals modernen PC's ebenbürdig. Selbst ein AtariST und Amiga konnten im Normalmodus nur 16 bzw. 32 Farben darstellen. Das eingebaute 3,5" Diskettenlaufwerk allerdings brachte einen gravierenden Nachteil mit sich: keine bisherige C64-Software wurde auf 3,5" Disketten ausgeliefert. Um also diese Programme zu verwenden, hätte eine zusätzliche 1541-Floppy angeschafft werden müssen. Um die 128 KB auf 1 MB aufzurüsten, soll ein weiterer Modulschacht integriert werden. Die Tastatur soll mit deutschen Umlauten und Sonderzeichen versehen werden. Commodore wollte die Marktstrategie dahin ausrichten, daß der C65 zwei Computer in einem beinhaltet: einen kompletten C64 und einen neuen Rechner, der mit dem AtariST und dem hauseigenen Amiga konkurrieren kann. Eine %Auml;hnliche Strategie hatte Apple mit dem Apple II GS bereits zuvor einmal verfolgt. Der Apple II GS hatte weitaus bessere Sound- und Grafikfähigkeiten als der Apple II, war jedoch zu diesem voll kompatibel. Apple hatte damit einen grossen Erfolg.

Als Prozessor sollte eine 16Bit-Eigenentwicklung eingesetzt werden, da der Motorola 68000 und Ähnliche keine C64-Kompatibilität gewährleisteten. Der Preis fuer den C65 sollte zwischen dem des C64 (damals 300,- DM) und des Amiga 500 (1000,- DM) liegen.

Zu diesem Zeitpunkt war die Fertigstellung der ersten Prototypen auf Ende August 1989 geplant. Diese sollten an Hard- und Softwareentwickler ausgeliefert werden, damit bei der auf Januar 1990 geplanten Markteinführung genügend Software vorhanden sein sollte.

Terminverschiebung

Nach einigen Veränderungen im TOP-Management von Commodore wurde der Zeitplan für die Einführung des C65 in Frage gestellt. In einem Interview mit Happy Computer erläuterte der neue Pressesprecher von Commodore-Deutschland, Michael Kip, daß die Markteinführung nicht vor März oder April 1990 erfolgen kann. Ausserdem soll der C65 den C64 nicht ablösen sondern die Produktpalette ergänzen. Die bereits oben erwähnten Ausstattungsmerkmale des C65 wären ebenfalls noch nicht definitiv. Da der neue Firmenchef von Commodore-Deutschland, Peter Kaiser, nun auch ein gewichtiges Wörtchen mitreden werde, ist die grundsätzliche Einführung auch noch nicht sicher.

Dies sollte der Anfang vom Ende für die Einführung des C65 werden.

Der C65-Prototyp

Das C64-Nachfolger-Projekt war inzwischen weiter fortgeschritten. Die Spezifikationen waren festgelegt, auch ein Name war endlich gefunden: C65. Die ersten Prototypen wurden hergestellt. Allerdings noch ohne Typenbezeichnung. Auch wurde noch kein Handbuch gedruckt. Das eingebaute BASIC V10 sollte bis zur Serienreife noch verbessert und fehlerbereinigt werden. Leider wurde auch die C64-Kompatibilität nicht vollkommen erreicht. Die eingebaute 3,5"-Floppy war 1581-Kompatibel. Zur Verwendung von C64 Programmen konnte jedoch auch jede C64-Floppy wie z.B. die 1541 angeschlossen werden.

Das Ende

In Folge der Managementveränderungen bei Commodore (s.oben) wurde das C65-Projekt nach einiger Zeit dann endgültig gestoppt. Commodore wollte sich nun doch keine eigene Konkurenz zum Amiga 500 machen. Die bereits hergestellten Prototypen, welche eigentlich als Testmuster an Soft- und Hardwareentwickler sowie die Redaktion von Computermagazinen verschickt werden sollten, wurden in den Commodore-Lagerräumen eingelagert. Die Zahl dieser hergestellten Prototypen schwankt zwischen 200 und 500 Stück. Vereinzelte Geräte sind zu diesem Zeitpunkt bereits an die Rekation von Computerzeitschriften wie z.B. Happy Computer verschickt worden. Der Rest wurde erst nach dem Bankrott von Commodore bei der Lagerräumung abverkauft. In Deutschland wurden diese C65-Prototypen in Kleinanzeigen z.B. in der Zeitschrift Computer-Flohmarkt für DM 666,- angeboten.

Der C65 heute

Heute ist der C65 ein beliebtes Sammlerstück. Allerdings kann er auch wirklich nur zum Sammeln verwendet werden, da es bis auf 2-3 Public Domain-Programmen eigentlich keinerlei Software gibt. Nur die meisten C64 Programme können verwendet werden.